Stärken / Schwächen der Werkzeuge

Die Fortschritte im Bereich der Informationstechnologien und die Nutzung des Internets ermöglichen die Entwicklung zahlreicher interaktiver Werkzeuge, die bei der Beurteilung von arbeitsplatzbedingten Gefährdungen helfen. In Anbetracht der Schwierigkeiten, vor denen Kleinst- und Kleinunternehmen (KKU) bei der Vorbeugung von Arbeitsplatzrisiken stehen, hat sich die EU-OSHA auf die Chancen konzentriert, die diese neuen Technologien bieten, um alle KKU bei ihren Bemühungen zur Risikoprävention zu unterstützen.

Im Folgenden werden die wichtigsten Faktoren untersucht, die OiRA (oder etwaige andere interaktive Werkzeuge für die Gefährdungsbeurteilung) begünstigen oder hemmen.

Antriebskräfte für OiRA

  • Eine neue Generation von Werkzeugen für die Gefährdungsbeurteilung: leicht zugänglich, benutzerfreundlich und für Endnutzer kostenlos.

Bei Projekten oder Programmen, die sich an KKU richten, kommt es darauf an, dass sie den besonderen Erfordernissen dieser Zielgruppe gerecht werden — dass sie also weder zu kompliziert noch zu teuer sind (am besten kostenlos). Es werden kontinuierliche Anstrengungen unternommen, um den Zugang zu branchenspezifischen OiRA-Werkzeugen zu erleichtern und sicherzustellen, dass diese Werkzeuge benutzerfreundlich und einfach sind. Ziel ist es, KKU, die keinerlei Erfahrung mit Gefährdungsbeurteilungen besitzen oder solche Beurteilungen noch nie systematisch und strukturiert durchgeführt haben, in die Lage zu versetzen, die ersten Schritte in diese Richtung zu tun. Grundvoraussetzungen für den Erfolg von OiRA-Tools sind leichte Zugänglichkeit, Benutzerfreundlichkeit und kostenlose Bereitstellung.

  • Das Internet begünstigt die Verbreitung

OiRA kann ohne hohen Kostenaufwand und ohne die Einschränkungen, die mit dem Druck und dem Versand von Unterlagen auf Papier verbunden sind, an eine Vielzahl von Unternehmen verteilt werden.

  • Inhalte werden laufend aktualisiert

OiRA kann problemlos und schnell angepasst werden, wenn Gesetze geändert oder neue Beispiele bewährter Verfahrensweisen, neue Verfahren usw. entwickelt werden, so dass sichergestellt ist, dass die Werkzeuge jederzeit dem aktuellen Stand entsprechen.

Auch die Inhalte der Werkzeuge können an die Anforderungen verschiedener Endnutzer angepasst werden. Die Entwickler eines OiRA-Tools können sich zunächst auf die größten Risiken einer Branche konzentrieren und im Laufe der Zeit neue Module und neue Informationen hinzufügen. Durch regelmäßige Aktualisierungen können die Inhalte im Laufe der Jahre immer ausführlicher werden.

  • Didaktische Dimension

Intuitives Navigieren, pädagogische Inhalte, die Möglichkeit, das Tempo selbst zu bestimmen und bei einer Unterbrechung Sicherungskopien anzufertigen: Diese Merkmale dienen dazu, die Nutzer bei ihrer Arbeit mit OiRA Schritt für Schritt zu leiten.

OiRA basiert auf Einzelschritten, die den Weg von der Ermittlung der Gefährdung bis zur dokumentierten Gefährdungsbeurteilung in Etappen gliedern. Endnutzer, die vielleicht noch niemals zuvor eine Gefährdungsbeurteilung durchgeführt haben, werden durch den Prozess geführt, vom ersten Schritt (Ermittlung der Gefährdung) bis zum letzten Schritt (Festlegung eines Aktionsplans / Erstellung einer dokumentierten Gefährdungsbeurteilung).

OiRA kann auch für Folgendes genutzt werden:

    • Ausbau der Wissens- und Informationsbasis (z. B. durch Veranschaulichung der spezifischen Gefährdungen in einer Branche oder durch Vorführung einer Gefährdungsbeurteilung);

    • Durchführung von Schulungen, insbesondere im Bereich Berufsbildung: Anhand des entsprechenden Werkzeugs und durch Navigieren durch die verschiedenen Module und Einzelschritte können künftige Fachkräfte (Friseure, LKW-Fahrer, Bäcker usw.) über die wichtigsten Gefährdungen in ihrer Branche aufgeklärt und in die Durchführung einer Gefährdungsbeurteilung eingewiesen werden.

OiRA-Tools ermutigen und befähigen KKU, Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit in ihrem Unternehmen zu bewältigen oder selbständiger an die Bewältigung dieser Herausforderung heranzugehen. OiRA-Tools zeigen auch an, dass eine Fachkraft für Arbeitsschutz konsultiert werden muss, wenn es im Unternehmen an der erforderlichen Kapazität fehlt, um ein spezifisches Risiko oder Problem im Bereich Arbeitsschutz angemessen zu meistern.

  • Plattform für den Zugang zu sonstigen Informationsquellen

OiRA-Tools sind auch eine Plattform, die Endnutzern durch Links, Videos und Fotos einen einfachen Zugang zu ausführlichen Informationen und Unterlagen eröffnet, unter anderem zu:

    • Rechtsvorschriften,

    • Leitlinien,

    • Beispielen für gute praktische Lösungen,

    • Factsheets, Broschüren und Berichten.

  • Die Nutzung dieser Werkzeuge kann verfolgt werden

Die Bereitstellung dieser Werkzeuge über das Internet bietet die Möglichkeit, ihre Nutzung statistisch zu verfolgen. Aus Datenschutzgründen und im Einklang mit Entscheidungen, die die Beteiligten am OiRA-Projekt getroffen haben, werden keine Daten über den Inhalt der Werkzeuge (über die Informationen, die die Endnutzer eingetragen haben) erfasst. Bei der OiRA-Statistik stehen allgemeinere Aspekte im Vordergrund, z. B. wie viele OiRA-Konten eingerichtet, wie viele Gefährdungsbeurteilungen durchgeführt und wie viele Aktionspläne erstellt wurden. Diese von den Endnutzern erhobenen Daten bieten die Möglichkeit, die OiRA-Werkzeuge im Laufe der Jahre (hinsichtlich Benutzerfreundlichkeit, Einfachheit usw.) zu optimieren und zu prüfen, ob die Werkzeuge genutzt werden und ihre Zielgruppe — die KKU — erreichen.

Hemmnisse für OiRA

  • Fehlendes Bewusstsein bei Kleinst- und Kleinunternehmen für Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit (Gefährdungsbeurteilung)

Bei der zweiten Europäischen Unternehmenserhebung über neue und aufkommende Risiken der EU-OSHA, ESENER-2, haben Einrichtungen, die keine regelmäßigen Gefährdungsbeurteilungen durchführen, als Hauptgrund angegeben, dass die Risiken und Gefährdungen bereits bekannt sind (83 % der Einrichtungen) und dass es keine größeren Probleme gibt (80 %). Diese Ergebnisse gelten zwar nur für 24 % der erhobenen Arbeitsstätten, werfen jedoch die Frage auf, ob diese Betriebe, insbesondere Kleinstunternehmen, tatsächlich weniger Probleme haben oder ob sie für Arbeitsplatzrisiken lediglich weniger sensibilisiert sind.

  • Risikoprävention ist nicht das vorrangige Ziel oder Anliegen von Kleinst- und Kleinunternehmen.

In Anbetracht der begrenzten Ressourcen, die KKU zur Verfügung stehen, und der Tatsache, dass das Interesse der Inhaber darauf ausgerichtet ist, das wirtschaftliche Überleben ihrer Unternehmen sicherzustellen, haben die Belange von Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit nachgeordnete Bedeutung und stehen für viele KKU nicht im Vordergrund. Zu den Hemmnissen, die einem guten Arbeitsschutzmanagement im Wege stehen, gehören:

    • die schwache wirtschaftliche Stellung vieler KKU und die geringen Investitionen, die sie in die Infrastruktur für Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit tätigen können;

    • das begrenzte Wissen, die fehlende Sensibilisierung und die begrenzte Sachkenntnis der geschäftsführenden Inhaber von KKU über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit sowie die diesbezüglichen aufsichtsrechtlichen Anforderungen;

    • die (in der Regel) begrenzte Kapazität vieler KKU, ihre Geschäfte systematisch zu führen;

    • die Problematik, (erstens) KKU zu erreichen und (zweitens) sie davon zu überzeugen, dass Maßnahmen für Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit systematischer und strukturierter sein müssen, bzw. sie zu einem entsprechenden systematischeren und strukturierteren Vorgehen zu ermutigen.